Montag, 19. Dezember 2011

Der Feind in meinem Herzen (Claire Denis, 2004)

"Your worst enemies are hiding inside."


OT - L'intrus
Regie - Claire Denis
Drehbuch - Claire Denis, Jean-Pol Fargeau, Jean-Luc Nancy
Kamera - Agnès Godard
Erscheinungsjahr - 2004
Laufzeit 120 Minuten


Es gibt diverse Arten einen Film zu machen. Etwas zu erzählen. Etwas uns fühlen oder uns denken zu lassen. Gibt es doch nicht nur eine Sprache des Filmes sondern diverse. Zahlreiche sogar, alle mit ihrer eigenen Kraft und Daseinsberechtigung. Das diese Tatsache für Zuschauer sowie zahlreiche Filmschaffende immer noch eine unbekannte zu sein scheint ist traurig, keine Frage. Speziell wenn man eine spezifische Grammatik irgendwann so sehr beherrscht das alles was sich ihrer bemächtigt nur noch träge und lustlos aufgenommen wird von dem der eigentlich ein aktiver Partizipant in der Kreation des Kunstwerks sein soll. Stimulation, sei es die des Geistes oder des Herzens, ist dann lange schon ein Fremdwort geworden. Doch macht diese Abstinenz von wahrlicher Innovation in der Kunst, diese vollkommene leere in der Ausreizung dieser individuellen Sprache es nur noch mystischer und frischer wenn jemand auf ein mal kommt und in einer vollkommen neuen Sprache mit einem redet. Claire Denis erreicht in diesem Film nun endlich eine für sie neue Ebene der filmischen Sprache. Eine welche sich über mehrere Filme selbst zu entwickeln versuchte. Es erfordert also vollste und ungebrochene Aufmerksamkeit um zu hören und zu sehen. Um zu verstehen was sie sagt. Es ist Neuland, von ihr unerklärtes Neuland welches man betritt. Keine Exposition, außer in den temporären Gesten, den Körpern und ihrer Platzierung im Raum. Erinnerung in einer rissigen Zentrifuge. Vermischt und getrennt in Zeit und Realität. Das einzige was bleibt sind Bilder und Töne um zu verstehen. Um sie zusammen zu halten. Sie in einem Schnitt aber wieder zu zersplittern. Es ist eine Existenz so verloren in sich selbst wie die des Charakters welchem wir folgen, in welch ungreifbares inneres wir eintauchen und und in welch Wahrnehmung wir uns verlieren. Wiederholtes betrachten ist hier notwendig zur Kommunikation! Denn was Claire Denis hier gemacht hat ist unglaublich unbekannt und fordernd da, obgleich tatsächlich für das geschulte Auge grammatikalische Ähnlichkeiten in filmischer Sicht zu anderen Filmen erkennbar sind (hauptsächlich Yoshidas Heroic Purgatory und Manns Miami Vice), L'intrus trotz alledem durch und durch singulär in seiner Sprache ist. Eine wahrliche Evolution, und kaum einer hat es bemerkt.

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