Samstag, 12. Januar 2013

Wir werden nicht zusammen alt (Maurice Pialat, 1972)

"- When someone leaves you it's like they die." "- It's worse, they're still alive."

OT - Nous ne vieillirons pas ensemble
Regie & Drehbuch - Maurice Pialat
Kamera - Luciano Tovoli
Erscheinungsjahr - 1972
Laufzeit - 110 Minuten


Etwas zu Beginn des Filmes sehen wir einen Mann der sein Mädchen am Bahnhof verabschiedet. Sie steht am offenen Fenster im Zug. Er auf dem Bahngleis. Die Blicke treffen sich ein letztes mal und der Mann läuft in die eine Richtung während der Zug in die andere fährt. Der komplette Gegensatz zu dem was Hollywood uns zu Glauben machen versucht hat für so viele Jahre, und es immer noch versucht. Die Liebe welche Pialat hier zeichnet oder besser gesagt porträtiert da die Geschichte auf seine eigenen Erfahrungen basiert, ist keine konstruktive. Keine die die Zeiten oder Probleme überdauert. Pialats Liebe ist zu tiefst destruktiv. Der Name gibt da schon den richtigen Anhaltspunkt: Wir werden nicht zusammen alt. Die eigenen Erinnerungen welche vom Regisseur hier aufgezeigt werden sind in ihrer emotionalen Gewalt nicht leicht zu schlucken. Unser Liebespaar ist nicht selten dabei sich zu trennen nach einer weiteren verbalen oder handgreiflichen Attacke des Mannes auf das Mädchen nur um danach (perfekt visualisiert durch den fragmentarischen Schnittstil) wieder zusammen zu finden. Ein ewiger Kreislauf des Leides scheint dies Liebe zu sein. Pialat macht da vor sich selbst auch keine Geheimnisse. Die Darstellung des Mannes (welcher ja auf ihm basiert) zeichnet eine zerrüttete und zu tiefst verabscheuende Seele die in ihrer inneren Aggression, welche oft den Weg nach außen findet, die Liebe zu sich selbst und den eigenen Bedürfnissen an erster Stelle hat und sein eigenes Versagen auf die Liebe um sich herum projiziert. Wäre man Psychologe müsste man zu dem Ergebnis kommen das Pialat enorm ehrlich mit sich selbst war oder sich selbst unglaublich hasst. Ob das eine oder das andere, der Film funktioniert vor allem deswegen so gut, aufgrund der Tatsache das diese schmerzhafte Erinnerung eines verlieren menschlicher Nähe so realistisch und nahbar gemacht worden ist. Doch lässt der Film es trotz alle dem am Abspann klar werden das es eben doch nur ein Film ist. Wo die Spuren der schmerzhaften Realität versteckt sind ist uns überlassen.

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